Tag #1: Die Wanderstiefel sind geschnürt!
5:30 Uhr, der Wecker läutet. Also raus aus dem hektischen Kathmandu, auf in das ruhige Bhulbhule. Acht Stunden Fahrzeit auf holprigen Straßen trennen uns noch von unserem Ziel.
14:00 Uhr, angekommen in Besisahar. Bis Bhulbhule steht uns noch ein Stündchen mit einem Local Bus bevor. Jetzt werden wir so richtig
durchgeschüttelt. Es ist wie ein Rafting-Trockentraining, nur nicht im Fluss, sondern auf der "Straße".
„400 for two“ hat der 13-jährige contactor-Bub ganz cool und lässig zu mir gesagt, also 3,20 Euro. Er wirkte viel erwachsener als er aussah. Contactors in Nepal sind meist Jugendliche die anstatt in die Schule zu gehen sich als Buskartenverkäufer etwas Geld verdienen. Sie schreien aus dem offenen Busfenster hinaus, wo der Bus hinfährt und kassieren bei den Fahrgästen ab. „Oh, thats a little bit too much“ hab ich dem Gauner geantwortet, da uns der Taxifahrer bereits von den speziellen Touri-Bustickets erzählt hat. Der Nepali-Preis wären 100 Rupien (0,80 Euro) gewesen. Der kleine Frechdachs wollte also das vier-fache von uns. Und einen Selfie wollte er auch machen. Und Schokolade, weil „the Busdriver is hungry“. Da hab ich mal zum handeln mit ihm angefangen und einen Müsliriegel aus meinem Rucksack geholt.... Bekommen hat er einen Selfie mit Roland, einen Müsliriegel und den doppelten Fahrpreis. Er war wirklich gut im verhandeln.
durchgeschüttelt. Es ist wie ein Rafting-Trockentraining, nur nicht im Fluss, sondern auf der "Straße".
„400 for two“ hat der 13-jährige contactor-Bub ganz cool und lässig zu mir gesagt, also 3,20 Euro. Er wirkte viel erwachsener als er aussah. Contactors in Nepal sind meist Jugendliche die anstatt in die Schule zu gehen sich als Buskartenverkäufer etwas Geld verdienen. Sie schreien aus dem offenen Busfenster hinaus, wo der Bus hinfährt und kassieren bei den Fahrgästen ab. „Oh, thats a little bit too much“ hab ich dem Gauner geantwortet, da uns der Taxifahrer bereits von den speziellen Touri-Bustickets erzählt hat. Der Nepali-Preis wären 100 Rupien (0,80 Euro) gewesen. Der kleine Frechdachs wollte also das vier-fache von uns. Und einen Selfie wollte er auch machen. Und Schokolade, weil „the Busdriver is hungry“. Da hab ich mal zum handeln mit ihm angefangen und einen Müsliriegel aus meinem Rucksack geholt.... Bekommen hat er einen Selfie mit Roland, einen Müsliriegel und den doppelten Fahrpreis. Er war wirklich gut im verhandeln.
"Puh, also mein Rucksack ist irgendwie falsch eingestellt, der drückt voll. Und er ist sooo schwer" hab ich zu Roland gesagt auf den ersten drei Kilometern, die wir an diesem Tag noch gewandert sind. Insgeheim hab ich mich gefragt, ob das WIRKLICH eine gute Entscheidung war, mit dem schweren Rucksack so eine Wanderung anzugehen....."Vielleicht hätten wir doch einen Porter nehmen sollen?"..."Naja, schauma mal!"
Porter sind übrigens bezahlte Gepäcksträger, die für die Touris bis zu 30 kg auf ihrem Rücken durchs Gebirge schleppen. Wenn man deren Lasten nur sieht, fühlt sich der eigene Rucksack immer gleich wieder leichter an.
Porter sind übrigens bezahlte Gepäcksträger, die für die Touris bis zu 30 kg auf ihrem Rücken durchs Gebirge schleppen. Wenn man deren Lasten nur sieht, fühlt sich der eigene Rucksack immer gleich wieder leichter an.
Tag #2 bis #4: Über Hängebrücken und Reisfelder
Gleich frühmorgens erwartete uns das erste Highlight - die erste Hängebrücke! Voller Freude verbrachten wir gleich mal 10 Minuten dort und haben Fotos gemacht. Alles um uns herum war noch grün, Reisterrassen und Rhododendron begleiteten uns die ersten Tage. Am dritten Tag mussten wir einen Pausentag in Danakyu einlegen, weil Regina ein bisschen krank war und leichtes Fieber hatte. Tags darauf war sie wieder topfit und motiviert.
![]() |
Wohlverdiente Pause nach dem Anstieg in Bahundanda |
![]() |
Krank sein am Trek 😒Zum Glück gabs guten Ingwer-Tee |
![]() |
Den gesamten Trek über ist Wäsche waschen per Hand angesagt. Waschmaschinen gibts hier keine. |
Tag #5: Der erste Achttausender zeigt sich
Endlich haben wir sie entdeckt, die wunderschönen blühenden Apfelplantagen die dem Annapurna-Trek den Namen "Apple Pie Trek" geben. Auch am Boden herrscht Frühling, weiße Blumen, die wie Primeln aussehen, blühen in voller Pracht. Plötzlich hören wir eine Kuhglocke und sehen vor uns eine Alm mit Pferden. "Das könnte jetzt auch eine Alm in Österreich sein. Nur das statt den Kühen die Pferde eine Glocke tragen" witzelt Roland. Dann machen die Wolken auf und wir sehen den ersten 8.000er in der Ferne, den Manaslu. Mit 8.163 m ist er der achthöchste Berg der Erde. Wir sind bereits auf über 2.500 m doch der blitzweise Berg wirkt um soviel größer und mächtiger!
![]() |
Hinter den Wolken versteckt sich der Manaslu (8.163 m) |
Tag #6: Ein richtiger Gänsehautmoment
Wir wandern durch wunderbar duftende Kiefernwälder, doch die Landschaft und auch das Klima werden zunehmend rauer. Die schneebedeckte Annapurna II leuchtet uns an, fasziniert von ihrem Anblick und dem Spiel der Wolken um den Gipfel genießen wir einfach das Panorama von Upper Pisang auf die Annapurna II. Die Kulisse ist so beeindruckend! Umgeben von Sieben- und Achttausendern bekommen wir Gänsehaut. Fotos können das zwar niemals wiedergeben, aber ich glaube, ich hab an diesem Tag wohl einen neuen Rekord aufgestellt und hundert Fotos vom Panorama und dem Gipfel gemacht. Regina musste alle paar Schritte auf mich warten.
Tag #7: Die Höhe macht sich bemerkbar
Wir sind bereits auf über 3.500 Meter und spüren die Höhe. So, und was heißt das bitte, die "Höhe spüren" fragt ihr euch vielleicht gerade? Wir versuchen mal es bestmöglich zu schildern:
- Jeder Hügel, und wirkt er noch so flach, ist MEGA anstrengend zu gehen.
- Nur mehr Babyschritte sind möglich. Bei jedem Schritt wird ein- und ausgeatmet.
- Ein Mordshunger stellt sich ein. Alle zwei Stunden hätten wir einen Berg voll Nudeln und obendrauf noch eine Tafel Schokolade verdrücken können. Und glaubt mir, ich konnte fast die Uhr danach stellen. Zwei Stunden nach dem Essen war ich platt. Ohne Zucker bzw. Kohlehydrate ging nix mehr.
- Ab einer Höhe von 4.000 m stellte sich bei uns ein pochender Kopfschmerz ein.
- Träumen statt Schlafen. Der Schlaf ist superunruhig, da der Sauerstoffgehalt bereits nur mehr 70-50% beträgt. Mit Tiefschlafphasen wars also vorbei. Wir hatten das Gefühl, die ganze Nacht nicht richtig zu schlafen sondern nur zu Träumen. Es waren übrigens die seltsamsten Träume die wir hatten 😨, vergleichbar mit Fieberträumen. Komischerweise fühlten wir uns trotzdem halbwegs ausgeschlafen am nächsten Tag.
Tag #8: Akklimatisierung ist angesagt...und jetzt wird's richtig luxuriös!
Damit wir uns an die Höhe gewöhnen, haben wir zwei Akklimatisierungstage in Bhraka auf 3.470 m eingelegt. Schläft man mehrere Tage auf der gleichen Höhe, gewöhnt sich der Körper an den geringeren Sauerstoffgehalt. Würde man hingegen zu rasch weiter aufsteigen, besteht die Gefahr Höhenkrank zu werden, was lebensbedrohlich sein kann. Als Richtwert sollte man maximal 500 m höher schlafen als am Vortag.
Und jetzt zum luxuriösen Part: Zimmer mit eigenem Bad und Klo. Das kommt euch wahrscheinlich jetzt nicht so besonders vor, aber für uns war es an diesem Tag ein wunderbarer Moment. Ich habe ihn in meinem Tagebuch mit einem großen fetten Smiley gekennzeichnet. Wir freuten uns, als würden wir gerade in ein 5-Sterne Luxushotel mit eigenem Whirlpool einchecken, denn die letzten Tage hatten wir eine 1-Stern-Wellblechdusche im Freien bei 5°.
Hier ein paar Zimmerfotos vom Trek. Das letzte ist das 5-Sterne-Luxuszimmer, falls ihr es nicht sofort erkennt 😉
Hier ein paar Zimmerfotos vom Trek. Das letzte ist das 5-Sterne-Luxuszimmer, falls ihr es nicht sofort erkennt 😉
Tag #9: Ice Lake - "climb high - sleep low"
Hoch steigen - tief schlafen. Dieses Prinzip ist ganz wichtig, damit sich der Körper an die Höhe gewöhnen kann. Das heißt am Tag aufsteigen und am besten ein paar Stunden in höheren Lagen verbringen. Anschließend wieder absteigen und auf einer geringeren Höhe schlafen.
Genau so ein Akklimatisierungsausflug Stand mit Bo und Marco am Programm, einem sehr netten Pärchen aus Deutschland, die wir in unserer Unterkunft in Lower Pisang kennen gelernt haben. Frühmorgens machten wir uns auf den frisch angezuckerten Wanderwegen auf zum Ice Lake. Ganze 1.200 Höhenmeter mussten wir hochwandern, um schließlich den 4.600 m hohen Ice Lake zu erreichen. Vier Stunden lang gings in Babyschritten rauf, vorbei an einem lustigen Klozelt und einem Pony, dass man sich mieten kann, falls man doch lieber hochreiten möchte. Wir haben nicht gefragt, was es gekostet hätte, aber kurz überlegen tut man ja schon, wie bequem das jetzt wäre, sich einfach nur draufzusetzen und loszureiten...
![]() |
Klozelt. Es verbirgt sich nur ein Loch in der Erde darin, keine Klomuschel 😉 |
![]() |
Pony-Bergtaxi |
Mit eigenen Kräften und pochendem Kopf haben wir es alle vier geschafft oben anzukommen. Doch bevor wir das Bergpanorama richtig genießen konnten, mussten wir sofort unsere mitgebrachten Yak-Käsesandwiches und Schokolade auspacken, da wir fast umgefallen wären vor Hunger. Während Regina und die anderen bereits genüsslich ihre Sandwiches verspeisten, musste ich noch Fotos von einem äußerst gesprächigen Inder machen. Er hatte nur ein Teleobjektiv auf seiner Kamera und so brauchte es gefühlt hunderte Fotos bis ich ihn mit dem gesamten Bergpanorama abgelichtet hatte. "Now I have to eat something...if not, I'm gonna die", sagte ich irgendwann und beendete das Foto-Shooting mit India's next Topmodel.
Der Abstieg war der Hammer. Wir bekamen überall Gänsehaut und waren vollkommen überwältigt von dem wunderschönen Blick auf das Manang-Tal und die Berge Annapurna II, Annapurna III und Gangapurna. "Das ist wie fliegen" hat Regina zu mir gesagt. Wir waren wirklich so hoch, dass die Helikopter, die mehrmals täglich höhenkranke Trekker aus Thorung Pedi abholen, unter uns waren. Bei diesem Anblick war der anstrengende Aufstieg sofort wieder vergessen. Wir kamen aus dem staunen nicht mehr raus. Falls ihr euch fragt, wieso wir nicht bereits beim Aufstieg die Landschaft so genossen haben: Da ist man seeehr mit der Anstrengung selbst beschäftigt, das man nicht wirklich entspannt das Bergpanorama bewundert. Runter gehts ein bisschen leichter.
Tag #10: Auf zum Tilicho Lake
Noch eine Akklimatisierungstour kann nicht schaden, haben wir uns gedacht. Daher stand der Tilicho-See auf knapp 5.000 m am Plan. Drei Tage brauchten wir insgesamt für diese Tour. Von Marco und Bo mussten wir uns leider verabschieden, sie machten sich gleich auf Richtung Pass. Daher ging es ab hier wieder zu zweit weiter.
In Manang, dem letzten größeren Bergdorf vor dem Pass, haben wir uns nochmal mit einer Familienpackung Snickers für die anstrengendsten Etappen eingedeckt. Snickers ist übrigens eine Wunderwaffe beim Wandern, worauf wir später noch zurückkommen.
Tag #11: Sind wir jetzt am Mars gelandet?
Zuerst ging es durch ein Erdrutschgebiet, das an eine Marslandschaft erinnert. Als wir beim Tilicho-Basecamp (4.150 m) ankamen, wirkte es als wären wir am Ende der Welt. Die Unterkunft war umgeben von sanften Hügeln und riesigen Bergen und sonst nichts.
![]() |
Reisetagebuch schreiben, dabei einen Masala-Tee trinken und den grandiosen Ausblick genießen |
Tag #12: Angekommen im Tiefschnee
4:30 Uhr, der Wecker klingelt. Mit der Zahnbürste in der Hand versuche ich, den Wasserhahn beim Brunnen aufzudrehen....nichts kommt. "It's frozen" rief mir ein Trekker lässig zu, der sich gerade am Weg zum Gemeinschaftsraum machte. Ok, jetzt sind wir echt hoch! dachte ich mir. Na dann gehen wir halt mit ungeputzten Zähnen zum Tilicho Lake, auch egal. Aber hätten wir doch bloß unsere Wasserflaschen am Vorabend noch gefüllt, so mussten wir Plastikflaschen teuer kaufen.
An diesem Morgen gabs Frühstück im Freien sozusagen. Denn der Gemeinschaftsraum war so kalt, wir konnten sogar unseren Atem sehen! Mit Daunenjacke und Haube (ich hatte sogar meine Handschuhe angezogen) haben wir schnell das Müsli gegessen. An Rolands Gesichtsausdruck könnt ihr sehen, wie sehr er es genossen hat 😂
Gestärkt gings rauf zum Tilicho-Lake auf 4.990 m, unseren bisher höchsten Punkt. Das Wetter war traumhaft. Es hat etwas meditatives, so früh morgens eine Berg zu besteigen. Alles wirkt so ruhig, der Tag ist noch so jung, die Luft wirkt so rein...Wir hörten nur das regelmäßige klicken unserer Trekkingstöcke während die Sonne immer mehr hervorkam und die nächtliche Kälte vertrieb. Es war traumhaft!
Geschafft - drei Stunden später haben wir den langen Serpentinenweg hinter uns und wir stehen kurz vorm Tilicho Lake. Um uns traumhaft weiße Berge, der Himmel könnte nicht schöner und blauer sein an diesem Tag. Die letzten Meter stapfen wir im tiefen Schnee Richtung zugefrorenem Tilicho-See. Es ist wunderbar hier oben!
Wir genossen die Aussicht und machten uns dann an den Abstieg. Bis zu unserem heutigen Etappenziel (Shree Khaka) standen uns noch 5 h wandern bevor. Wir waren schon relativ müde, aber die Wunderwaffe Snickers half uns aus der Patsche.
Wir genossen die Aussicht und machten uns dann an den Abstieg. Bis zu unserem heutigen Etappenziel (Shree Khaka) standen uns noch 5 h wandern bevor. Wir waren schon relativ müde, aber die Wunderwaffe Snickers half uns aus der Patsche.
Wie es weiterging und ob wir es über den Thorung La Pass geschafft haben, erfahrt ihr hier im zweiten Teil des Logbuchs.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen