Bali - umgeben von Reisterrassen

Sonntag, 22. Juli 2018


Ein kleines Dorf in der Nähe von Munduk ist unsere zweite Station auf Bali. Wir nehmen unsere Backpacks aus dem Kofferraum des Taxis und stehen vor dem Yoga Homestay. Es liegt inmitten von Reisfeldern. Genau so eine Unterkunft wollten wir. „Schau mal, egal bei welchem Fenster wir rausschauen, überall Reisfelder“ sagt Roland, als wir unser Zimmer beziehen. Kann man sich jemals satt sehen an den wunderschönen Reisterrassen Balis? Wir nicht.



„Di mana air terjun“ schreibt die Angestellte auf den Zettel, wo sie uns den Weg zum versteckten Wasserfall aufgezeichnet hat. Falls wir uns verlaufen, sollen wir die Karte mit unserem Ausflugsziel  einfach einem Local zeigen. Ok, das sollten wir hinkriegen. „Where can we find the coffeeplantation?“ fragen wir die freundliche Jero noch. Sie malt ein paar Kringel neben dem Wasserfall auf den selbstgezeichneten Plan. Gut, das dürften wir nicht verpassen. Dachten wir.



Die handgezeichnete Karte führt uns tatsächlich zum Wasserfall. Er ist viel größer als erwartet und wir haben ihn für uns alleine. Es ist wunderschön dort. Unglaublich, dass er in keinem Reiseführer steht. Ein echter Geheimtipp.
So, jetzt zur Kaffeeplantage. „Weißt du eigentlich, wie eine Kaffeepflanze ausschaut?“ frage ich Roland. „Nope.“ „Toll, ich nämlich auch nicht. Halten wir halt mal nach so roten Kügelchen Ausschau.“ Finden wir aber nicht.


„Kopi?“ fragen wir die Reisbauern, an denen wir vorbei spazieren. Kopi heißt Kaffee auf indonesisch. Fragende Augen blicken uns an, alle schütteln den Kopf. Keiner versteht, was wir meinen. Na gut, dann gehen wir halt einfach nur durch den Regenwald, ist auch schön.

„Wieso stehen so viele Mopeds mitten im Wald?“ 

Wir spazieren durch dichten, grünen Urwald. Kaffeepflanze entdecken wir weit und breit keine. Plötzlich stoßen wir mitten im Dschungel auf hunderte Mopeds. „Was ist das bitte?“ Roland und ich schauen uns fragend an. Wieso parken hunderte Mopeds mitten im Wald? Weit und breit ist keine Straße, kein Gebäude zu sehen. Was machen die alle hier? „Irgendwas muss hier sein. Lass uns mal hinschauen.“
Wir gehen ein paar Meter weiter. Einige Verkaufsstände tauchen auf. Männer sitzen am Boden, rauchen und spielen Karten. Andere zählen Stöße voll Geld. Volksfeststimmung. Gut hundert Leute versammeln sich unter einer Wellblechhütte, alle wedeln ganz nervös mit Geldscheinen in der Hand. Die ganze Szenerie wirkt etwas dubios. Ich stelle mich auf die Zehen um über die Masse drüber zu sehen. Wir sind bei einer (illegalen) Hahnenkampfarena mitten im Regenwald gelandet. Bevor wir realisieren wo wir uns befinden, beginnt auch schon der Kampf. Binnen zehn Sekunden ist alles vorbei. Ein Raunen geht durch das Publikum. Haben wohl einige auf den Falschen gesetzt.




Es dauert nicht lange, quatscht uns ein Mann an. Klar, wir fallen doch etwas auf. Ist nicht so, dass Touris regelmäßig bei Hahnenkämpfen Geld verzocken. Und wie sollen sie auch diese Arena mitten im Nirgendwo finden? „Hello, my name is Koman“ und er streckt uns seine Hand entgegen. Mh, also so scharf bin ich nicht, mich bei einem illegalen Hahnenkampf mich von einem dubiosen Typen anquatschen zu lassen. Ich schiele auf Rolands Geldtasche in seiner hinteren Hosentasche. „Where do you stay? Whats your plan for tomorrow? Where do you go next?” will Koman wissen. „On Sunday we want to go to Canggu“, erzählen wir ihm. Seine Augen beginnen zu leuchten und wir checken, was er von uns will. Er ist Taxifahrer und möchte uns nach Canggu fahren. Wir speichern uns mal seine Handynummer ein, damit er uns in Ruhe lässt. Als Handyhintergrundbild hat er einen Selfie von sich und seiner Familie. Der Typ wirkt ganz in Ordnung. Und wer weiß, vielleicht brauchen wir ja wirklich seine Dienste. Damit er uns nicht mit Nachrichten zuspamt (wie wir das in Nepal mit einem Tourguide hatten), rücken wir unsere Handynummer mal nicht raus. Tja, oftmals entdeckt man die seltsamsten Dinge rein zufällig. Belustigt über das was wir gerade gesehen haben, spazieren wir nach Hause. Kaffeeplantagen, ach, die sehen wir uns ein andermal an.

Balinesisch kochen mit der lieben Jero

Kochkurse haben Roland und ich schon einige gemacht auf Reisen. Aber dieser war wohl der gemütlichste und lustigste den wir jemals hatten. Es war wie Kochen mit Freunden. Nach dem Sonnenuntergang gehen wir in die Küche des Homestays. Jero, eine Angestellte der Unterkunft, teilt uns gleich zum Schnippeln und Mörsern ein. Wir kochen das in Indonesien sehr beliebte Tempeh. Das schmeckt wie Tofu mit Erdnüssen drinnen, besteht aber aus fermentierten Sojabohnen und ist super lecker. Dazu gibts in Bananenblatt gedünstetes Hühnchen (war aber nicht das vom Hahnenkampf), Reis und frittierte Bananen als Nachspeise. Die Rezepte schreiben wir in Schmierschrift per Hand mit. Bin gespannt, ob wir die jemals entziffern können.



Wir scherzen die ganze Zeit mit Jero. Sie verarscht uns, während wir mit den eben kenngelernten Österreichern Christine und Philipp auf Deutsch reden. „Neeeee“ sagt sie immer und äfft unser Deutsch nach.


Christine packt am Ende noch ihren Schnaps aus Österreich aus. Hat ihr natürlich der Papa mitgegeben, als Allheilmittelchen. Endlich Heimat. Der glasklare Schnaps hat ordentlich Wumms und brennt wie Feuer. Der Sohn von Jero traut sich drüber und kostet ihn. Er verzieht das Gesicht und verdreht die Augen. Na hoffentlich kippt das Bürschchen nicht um denken wir uns alle und lachen.

Ein Wiedersehen mit Koman

Nächsten Tag sitzen wir beim Frühstück, plötzlich steht Koman der Taxifahrer vor uns. Er hat sich wohl gemerkt, wie unsere Unterkunft heißt. Roland und ich staunen nicht schlecht über seinen Geschäftssinn. Ob das noch steht mit unserem Plan, morgen nach Canggu weiterzureisen möchte er wissen. „No, we will stay one night longer here“ antworten wir ihm (stimmt auch so). Da sich bis jetzt noch nichts anderes aufgetan hat wie wir nach Canggu kommen könnten und es keine öffentlichen Busse dorthin gibt, sagen wir unserer Bekanntschaft vom Hahnenkampf zu. Als er nach einer Anzahlung für die Fahrt fragt, haben wir mal vorsichtshalber nein gesagt und unseren Deal nur per Handschlag besiegelt. Am nächsten Tag ist er nochmal vorbeigekommen, ob sich unsere Pläne eh nicht wieder geändert haben. „No, tomorrow at 9 you can pick us up“. Der will wohl wirklich sein Geschäft machen.


Rolands erste Begegnung mit einer Schlange

Es war so weit. Er hat sich schon vor unserer Abreise davor gefürchtet. Schlangen. Überall lauern sie. "Der Erste ist immer der Schlangenvertreiber" haben wir auf unserer Mangroventour in Malaysia von unserem Guide gelernt. Na ratet mal wer im Regenwald immer vorgehen muss? 😏
"Ach, beim Sekumpul-Wasserfall sind viele Touris, die verscheuchen eh alle Schlangen. Denen ist es sicher zu laut und die verstecken sich." An diesem Tag geht aber Roland als erster den kleinen Weg zum Wasserfall. Wir schauen nach oben, wo aus über 60 Metern Höhe das Wasser pausenlos fließt. Wow. So beeindruckend, wie die grünen Pflanzen....Shit!!!! Eine Schlange! Und was für eine. Sicher ein zwei Meter Teil. Roland macht eine Riesensprung in die Luft. Das graubraune Tier hat sich am warmen Steinweg gesonnt, anscheinend sind doch nicht so viele Touris vorbeikommen, die sie verscheucht hätten. Zum Glück hatte sie ziemliche Angst vor Roland und ist gleich ins Gebüsch abgehaut. Vielleicht sollte Roland so eine Therapie machen. Mit direkter Konfrontation....damit er beim nächsten Mal keinen Herzinfarkt bekommt 😂




Yeah, runter geht's die Rutsche!

"Natural Water Slide very near, we can walk there" hat uns Jeros Sohn erklärt. Da sind unsere Ohren ganz Spitz geworden. Eine natürliche Rutsche in einem Flussbett, die lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Gemeinsam mit Christine und Philipp machen wir uns auf den Weg und haben unseren ersten Durchgang gefilmt. Nach zweimal Rutschen sind wir frisch gepeelt und es reicht vorerst. Sonst hätte der Bikini noch ein Loch bekommen....Aber Christines Lacher verrät, welchen Spaß wir hatten 😂



Zurück nach Hause führt der Weg vorbei an gefluteten Reisfeldern. Wir treffen auf eine Familie, die in einem Wasserkanal zwischen den Feldern gerade ihren Waschtag macht. Der kleine Bub schreit ganz aufgeregt "Hello, Hello" und winkt uns zu. Einfach zum Knuddeln der kleine Knirps!


Waschtag im Fluss


Ein herzlicher Abschied...

Wir können uns nicht beschweren über unseren Hahnenkampf-Taxifahrer. Überpünktlich ist er bei unserer Unterkunft. Wir verabschieden uns vom wohl freundlichsten und herzlichsten Homestay-Personal, das wir bisher auf unserer Reise kennen lernen durften. Wir umarmen uns, schießen noch ein Foto, tauschen Handynummern aus. Wir steigen in Komans Jeep und winken dem Personal. Wir fahren die Straße entlang, sind sicher schon 50 Meter von der Unterkunft entfernt. Roland schaut nochmal durch die Heckscheibe zur Unterkunft zurück. Alle stehen noch aufgefädelt wie eine Familie da. „Oh mein Gott, die winken uns noch immer!“ „Die sind so nett, ich pack’s nicht. Ich muss gleich heulen.“ Wir sind vollkommen gerührt von der Herzlichkeit dieser Menschen. Obwohl wir nur drei Nächte dort waren, fühlten wir uns wie Zuhause.


Koman, unser Fahrer, ist super. Roland schließt sein Iphone an, wir können unsere Musik einlegen. Also nur so als Tipp: Falls ihr auch mal einen Taxler braucht, schaut bei einem illegalen Hahnenkampf vorbei.

Jetzt haben wir eine Kaffeeplantage gefunden!

Endlich. Bei unserer Fahrt nach Canggu hält Koman an einer Kaffeeplantage. Aber nicht an einer gewöhnlichen, sondern an einer Copi-Luwak Plantage. Copi Luwak ist eine Spezialität in Bali. Dieser "Katzenkaffee" ist für sein besonders mildes Aroma bekannt. Er hat weniger Koffein als herkömmlicher Kaffee und schmeckt etwas erdig und schokoladig. Das besondere ist seine Fermentation.
Achtung, jetzt wird's gschmackig: Die noch grünen Kaffeebohnen verfüttert man an einen Fleckenmusang, das ist eine Schleichkatzenart. Schaut aus wie eine Kreuzung aus einer Katze und einem Wiesel. Diese Tiere leben normalerweise im Wald. Für die Kaffeeproduktion hält man sie in Käfigen. Die Katzen fressen die Kaffeebohnen und wie die Biologie es so vorsieht, kommen die hinten wieder raus. Die Kaffeebohnen sind noch ganz, weil der Fleckenmusang diese nicht verdauen kann. Die Würstchen des Tieres werden eingesammelt und man reinigt die ausgesch*** Kaffeebohnen. Danach röstet man die Bohnen und tada, man hat einen qualitativ äußerst hochwertigen und besonderen Kaffee.
Wieso zum Teufel nochmal verfüttert man Kaffeebohnen an ein Tier, damit die einmal durch dessen Körper durchwandern und macht anschließend Kaffee draus? Welcher Wahnsinnige hat das bitte entdeckt? Letzteres konnten wir leider nicht herausfinden. Aber das ganze Prozedere macht man, da im Magen des Musangs die Kaffeebohnen fermentiert werden, was ihnen dieses besondere Erd-Aroma verleiht. Unter Kennern ist der Kaffee äußerst beliebt und hat auch einen stolzen Preis. Eine Tasse kostet ungefähr das dreifache von einem normalen Kaffee. Der Geschmack des Katzenkaffee ist recht mild und wir merken nichts, dass er mal in einer Katze drinnen war. Na, Lust auf ein Tässchen Copi Luwak bekommen?


Kaffeeverkostung - welcher kommt vom Fleckenmusang?
Nach gut zwei Stunden erreichen wir das Surferparadies Canggu im Südwesten Balis. Ob wir es zu Profi-Surfern geschafft haben, erfahrt ihr im nächsten (und letzten) Blogpost von Bali.

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