Ahoi! Wir segeln durch die San-Blas-Inseln

Freitag, 22. Februar 2019

Puh, wir schwitzen ganz schön als wir im hektischen Sabanitas über eine Stunde auf unseren Bus nach Puerto Lindo warten. Von letzterm Ort legt unser Segelboot ab, die "Perla del Caribe".
"Das wird eng werden heute", warne ich Roland schon vor.


Jeder der chicken busses der bis jetzt angehalten hat, war gestopft voll.
So ist es auch mit unserem Bus. Der Fahrer deutet uns, die großen Rucksäcke hinten reinzugeben.

Und dann heißt es reinquetschen. Ich schaffe es noch etwas früher als Roland einzusteigen. Er muss unbedingt auch noch in den Bus, sein Rucksack ist ja schließlich schon im Kofferraum. Daher ist Roland der aller aller letzte Fahrgast, der noch in den Bus gepresst wird: Mit einem Fuß schafft er es im Bus zu stehen, auf der untersten Stufe bei der Eingangstür. Sein zweiter Fuß hat nicht mehr Platz. Das bunt bemalte Gefährt ist effizient gefüllt würde ich mal sagen. Ganz langsam tritt der Fahrer auf das Gas, damit nicht gleich alle Leute übereinander fallen.

Und dann zeigt er, wie er rasen kann. Immer mal wieder schaue ich nach vorne, ob mein Liebster eh noch nicht rausgeflogen ist bei dem wilden Fahrstil des Chauffeurs.

Alle aussteigen, bitte!

Der Bus ist so unglaublich voll. Die Leute sitzen schon fast beim Busfahrer auf dem Schoß. Wirklich schade, dass wir es nicht geschafft haben die Kamera rauszuholen und ein Foto zu machen.

Nach ca. fünf Minuten Fahrt geht das lustige Spiel los: Jemand der ganz hinten sitzt, will aussteigen. Also alle raus, die sich nicht auf die Seite quetschen können. Das geht ungefähr im 10-Minuten-Takt so dahin. Das positive daran: Der chicken bus leert sich und Roland kann zumindest mal mit beiden Füßen im Bus stehen.

Mit dem Segelboot nach Kolumbien

Angekommen in Puerto Lindo. Dort treffen wir die anderen acht Leute, mit denen wir die nächsten fünf Tag Richtung Kolumbien segeln.

Drei Tage Inselhopping und zwei Tage auf offener See erwarten uns. Als ich das erste Mal von diesem Segeltörn gelesen habe, wusste ich sofort: Das müssen wir unbedingt machen. Mit einem Segelboot von Panama aus über die karibischen San Blas-Inselchen nach Cartagena in Kolumbien schippern. Reiseherz, was willst du mehr....


"Hoffentlich sind die alle gmiatlich!"

Roland und ich sind schon sehr gespannt, mit wem wir uns das Boot teilen. Wir schicken schon mal vorsorglich Stoßgebete Richtung Himmel, damit wir eine gemütliche Truppe erwischen.

Nach der Reihe findet sich unsere Gruppe zusammen und wir atmen durch. Alle wirken voll nett. Also kann der Spaß losgehen!

Gesprächsthema Nr. 1: Seasick-Tabletten

Während wir auf unseren Kapitän Jules warten, vertreiben wir uns die Zeit mit Biertrinken und essen. Wir müssen nämlich fünf Stunden warten, bis es losgeht. Zuerst hat es natürlich geheißen in zwei Stunden gehts los...aber wir sind ja schließlich in Lateinamerika, da laufen die Dinge etwas gemächlicher.

Gesprächsthema Nummer eins sind die "Seasick-Tabletten". Anscheinend soll es recht ruppig werden die zwei Tage Überfahrt auf offener See. Im Internet geht es natürlich über von Horrorgschichtln à la zwei Tage durchgehend den Magen ausleeren. Trotz Tabletten.

Wild durcheinander quatschen die Leute über Dosierung und die mitgebrachte Tablettenmenge. Wenn die anderen so erzählen wieviele Tabletten sie dabeihaben, könnte wohl ein ganzes Kreuzfahrtschiff damit versorgt werden. Manche haben sogar 25 Tabletten pro Person dabei. "Da kann ich gleich zwei auf einmal nehmen, das ist anscheinend sicherer".

Toll. Wir haben putzige acht (!) Tablettchen für uns zwei dabei. Die sind noch ein Überbleibsel aus Australien. Haben wir für einen Tauchgang gekauft. Puh, na hoffentlich kann uns im Notfall jemand welche borgen...

Endlich taucht unser Kapitän auf.

Erst spätabends, gegen 22:00 Uhr, fahren wir zum Boot. Wir inspizieren die "Perla del Caribe", quatschen noch ein wenig mit der Segeltruppe.
"We gonna have Breakfast at San Blas Islands" erklärt uns der Kolumbianer Jules. Hehe, das hört sich doch genial an!
Nacheinander gehen wir alle schlafen und verabschieden uns in der Hoffnung, uns nicht in der Nacht k***** an Deck zu treffen.

Nach Mitternacht segeln wir endlich los Richtung San Blas Inseln. Mit ordentlich Motorunterstützung, sonst würds zu lange dauern. Blöd nur, dass der Motor genau zwischen den hinteren beiden Kabinen, also direkt neben unseren Köpfen verbaut ist. Ohropax sind also angesagt.

Puh, Glück gehabt.

Nächsten Tag wachen wir alle etwas gerädert auf. Roland und ich ziehen uns in der engen Kabine etwas an, gehen die paar Stufen rauf zum Deck. Ich sehe schon die ersten Palmen hervor blitzen. Wir sind mitten zwischen kleinen Inseln, die von türkisfarbenem Meer umgeben sind. Ein Traum!

Wir setzen uns zum Tisch, ratschen mit den anderen Mitseglern. Fazit der ersten Nacht: Vier von zehn Leuten haben die Nacht an Deck verbracht und sich die Seele aus dem Leibe gek****. Trotz Tabletten. Roland und ich waren zum Glück nicht dabei.

Wie vom Kapitän Jules versprochen, frühstücken wir vor einer Trauminsel.


Dürfen wir vorstellen? Unsere Segelcrew:

Zwei Israelis, eine Kanadierin, fünf Deutsche, zwei Österreicher...
...plus Nene, unser Koch der uns mit unvorstellbar gutem Essen verwöhnt. Und rechts unser kolumbianischer Kapitän Jules.
und Sancho, der Hund von Jules ist auch mit an Board.


"Habt ihr schon mal was schöneres gesehen?"

fragen wir in die Runde, als wir die Inseln um uns bewundern. Alle sind schon viel gereist, aber keiner kennt eine vergleichbar paradiesische Gegend. "Höchstens noch die Malediven", meint die Israelin Lior. Was meint ihr, wo gibts noch so schöne Fleckerl auf der Erde?





Sand, Palmen und ein Volleyballnetz

Wir schippern vorbei ein an kleinen Inselchen. Meist stehen nur ein paar einfache Hütten drauf, wo die Einheimischen leben. "Hey, da schau! Ein Volleyballnetz", stelle ich voller Begeisterung fest als wir bei einer Mini-Insel vorbeisegeln.


Schaut echt lustig aus...Mitten im Meer, eine kleine Insel mit nix drauf außer Palmen und einem Volleyballnetz. Das ist wohl für die Segel-Touristen aufgestellt worden, damit sie sich die Zeit ein bisserl vertreiben können und nicht nur am Rum trinken sind 😂

Chrissi spielt daheim in Deutschland bei einer Volleyballmannschaft und sorgt für die nötige Motivation, damit wir das ein oder andere Match spielen. Und jeder will die Profi-Spielerin natürlich im Team haben. Wobei Roland bei diesem Schnappschuss auch recht sportlich wirkt...er ist sehr stolz auf dieses Foto 😁


"Do you like lobbster?"

fragt uns Jules, als er ein kleines Fischerboot in der Ferne erspäht. "Yes, we love it!", schießt es aus Roland und mir gleich heraus. Ein paar andere sind noch etwas skeptisch, aber wollen ihn probieren.

Das Fischerboot dockt kurz an bei unserem Segelboot. Alle schauen wir gespannt über die Reling in das kleine Bötchen rein. Es wimmelt nur so von Langusten.


Jules handelt noch den Preis mit dem Fischer aus und dann sucht er zehn große Lobbster aus. Das wird unser Abendessen heute - yummy!


Boots-Uber?

Ein paar Boote ankern vor der gleichen Insel wie wir über Nacht. Wir sitzen gerade an Deck beim Abendessen und es herrscht voll der "Dingi-Verkehr", das sind die kleinen motorisierten Beiboote.

Alle fahren sie zur Insel. "Das ist wie Uber hier" scherzen wir noch. "Sollma uns auch eines rufen?" Und dann erzählt uns Jules, was los ist: Die Locals auf der Insel schmeißen eine Party, es gibt Lagerfeuer und Bier.

Da wollen wir natürlich auch hin. Wir quatschen und es dauert eine Weile, bis unser Segelgruppe tatsächlich im Boot sitzt und zur Insel fährt. Die ist ungefähr 20 Sekunden Fahrt mit dem Boot entfernt. Also eigentlich könnten wir auch hinschwimmen, aber wir wollen ja nicht nass werden.

Wo gibts hier Bier?

Angekommen auf der Insel, stellen wir fest, dass das Bier schon leergetrunken ist. Wundert mich auch nicht, wie sollen die Locals auch so viel Bier für ungefähr 30 Leute kühlen, wenn sie nicht mal einen Kühlschrank haben? Das wären ja zig Kühltaschen voll nur mit Bier.

Nene, unser Koch meint dass es auf der Nachbarinsel noch Bier gibt. Also machen sich zwei von uns im Boot wieder auf den Weg und besorgen Bier. Nach einer halben Stunde kommen sie mit einer Dose für jeden zurück, mehr konnten sie nicht kaufen. Naja, auch egal. Die Stimmung ist trotzdem lässig auf der Party.


Jetzt gehts aufs offenen Meer

Drei Tage ankern wir an unterschiedlichsten Inseln, vertreiben uns die Zeit mit Schnorcheln, Volleyballspielen, quatschen und entspannen. Und das eine oder andere Bierchen und Rümchen fließt. Das letzte Mal an Land machen wir noch ein Gruppenfoto.


In der Nacht bevor es aufs offene Meer geht, serviert uns Nene ein leichtes Abendessen. "Do not eat too much", sagt unser Kapitän noch zu uns. Wär ja schließlich noch unangenehmer, wenn das in ein paar Stunden wieder alles rausgewürgt werden muss.

In der Nacht geht es los, wir segeln aufs offene Meer und machen uns auf den Weg Richtung Kolumbien. Alle sind wir total angespannt, wie wackelig die Nacht werden wird.

"I'm gonna take two pills!", meint Brooke, eine Kanadierin. Sie will auf Nummer sicher gehen und nicht die Nacht kotzend an Deck verbringen. Alle nehmen wir brav unsere Tabletten und jeder übersteht die Nacht, ohne das Abendessen als Fischfutter wieder dem Meer zu übergeben.

Der erste Tag am offenen Meer ist nicht besonders spannend. Alle vegetieren vor sich hin. Es gibt nicht viel zu tun. Sobald man unter Deck geht, wackelt es wie wild und man muss sich ziemlich festhalten, um nicht umzufliegen. Und aufpassen, dass nicht gleich alles Essen hochkommt.



"Da ist was dran!"

Während wir am offenen Meer sind, ziehen wir einen Köder hinterher. "Ob da wohl einer anbeißt?", frage ich mich noch während ich mit Kopfhörern in den Ohren vor mich hin döse.....

Es dauert nich lange, schlägt Lars Alarm: "Da ist was dran!" sofort laufe ich unter Deck um Nene Bescheid zu geben, dass er den Motor zurückschaltet. Wie von der Tarantel gestochen sprintet der korpulente Kolumbianer zum Steurrad und drosselt den Speed.
Inzwischen ist auch der schlafende Jules an Deck gekommen. Flink und geübt holt er die Leine ein. Alle sind wir gespannt was dran ist. "Vielleicht ein Babyhai?" spekulieren wir noch alle.

Und dann ist er an Board, ein ordentlich großer Barracuda!

"Necesito Ron!", schreit Jules in die Menge während er den kräftigen Fisch am Boden festgedrückt hält. Der Barracuda hat ordentlich Kraft und Jules und Lars müssen aufpassen, damit er ihnen nicht aus den Händen schlüpft oder sie gebissen werden.
Alle sind wir beeindruckt von dem Riesenfisch der da vor uns am Boden zappelt. Es dauert bis wir auf Jules Frage antworten: Wer hat noch Rum? Ja hat denn noch jemand einen?

Keiner hat mehr Alkohol, alles leer getrunken. Bei unserem Inselhopping haben wir natürlich in weiser Vorausahnung alle Alkoholvorräte ausgetrunken. Schließlich können/wollen wir die wackeligen Tage auf offener See nix trinken...und die Vorräte wieder mit an Land nehmen wär ja auch blöd, oder?

Es herrscht also Verwirrung, keiner hat mehr Rum. Wirklich keiner? Nein, Brooke die Kanadierin hat noch eine eiserne Reserve. Nach etwas zögern geht Brooke in die Koje und kommt mit dem letzten Rest Rum in der Hand wieder an Deck.

Rum, die Geheimwaffe der Karibik

Ich dachte mir ja, dass Jules mit der Glasflasche den Fisch töten möchte. Aber nein. Hier in der Karibik macht man das anders. Mit den Zähnen zieht Jules den Korken von der Rumflasche raus, öffnet mit der anderen Hand ganz vorsichtig die Kiemen des Fisches und schüttet ihm etwas Rum drauf. Alkoholvergiftung. Ein letzter (tödlicher) Rausch für den Barracuda.
Der Fisch hat aufgehört zu zappeln und unser Kapitän vergönnt sich einen ordentlichen Schluck von der Flasche. Was für eine Szene!


"Ja wann können wir ihn denn jetzt Essen?", fragen wir uns alle. Auf hoher See ist kochen schließlich fast nicht möglich. "I'm gonna organize a barbeque in Cartagena", verspricht uns Jules. Darauf freuen wir uns natürlich riesig. Mit der Gruppe nochmal gemeinsam was Essen und die Bars von Cartagena erkunden. Yess!

Sancho ist Seekrank

Obwohl Sancho seit er ein Welpe ist auf dem Boot mitfährt, wird er auch manchmal seekrank, erzählt uns Jules. "He throws up"?, fragen wir ihn. Schließlich hat keiner eine Ahnung, was ein seekranker Hund macht. "Yes", antwortet Jules und krault dabei seinen Liebling ganz fest.

Als wir am offenen Meer sind, hat es Sancho erwischt. Er torkelt wie betrunken herum und liegt dann frierend und zitternd auf der Sitzbank. Jules hat ihn vorsorglich mit einem Handtuch zugedeckt. Der Anblick ist wirklich herzzerreißend. Ob es wohl für Hunde auch Seasick-Tabletten gibt? 

Umso ruhiger die See wird, umso lebendiger wird Sancho wieder. Auch er freut sich, als wir uns am fünften Tag Cartagena nähern.


Kolumbien, wir kommen!

Gegen Mittag erblicken wir endlich die ersten Hochhäuser von Cartagena. Kolumbien, das Land wo wir eigentlich gleich nach Australien hinwollten. Das Land, von dem JEDER einfach nur schwärmt, wie schön es ist. "Alles was es an schöner Landschaft auf der Welt gibt, ist in Kolumbien zu finden", habe ich mal in einem Reiseblog gelesen. 


Unsere Vorfreude steigt und ein Kribbeln überkommt Roland und mich. Wir salutieren vor der Stadt, sagen Hallo zu unserem Land Nr. 11 auf unserer Weltreise.


Wie die bunten und lebhaften Gassen der Altstadt Cartagenas sind, berichten wir euch in Kürze.

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