Die Stadt wo Kaugummi kauen mit Stockschlägen bestraft wird. Das war eines der wenigen Dinge die wir von Singapur wussten. Wir verlassen unser geliebtes, hektisch und chaotische Indonesien für vier Tage und begeben uns in den wohl saubersten und geordnetsten Stadtstaat in Südostasien.
An unserem ersten Tag in der „Löwenstadt" machen wir uns auf den Weg zur Haji-Lane. Am frühen Vormittag verlassen wir unser Airbnb-Zimmer im Stadtteil Little India. Die Ruhe auf den Straßen (kein wildes Gehupe), die Ordnung und Sauberkeit irritieren uns. So gut wie keine Mopeds sind unterwegs. Das komplette Gegenteil von indonesischen Städten.
Es ist drückend heiß, als wir die ersten Eindrücke von Singapur einfangen. Die Nähe zum Äquator ist deutlich spürbar. Wir retten uns bereits nach einer halben Stunde in der trendigen Haji-Lane in das gemütliche "Funk-Cafe". Die Wände sind bunt bemalt, das Gesicht von Jimmy Hendrix strahlt uns entgegen, lässige Musik läuft im Hintergrund. Die gesamte Straße wirkt hip und trendig, Streetart ziert das Barviertel. Der Kellner serviert uns einen Iced Black Coffee und ich tippe "Singapur Kaugummi" in google ein...Abkühlen und erstmal herausfinden, was es nun wirklich mit den vielen Verboten in der „Fine-City“ - der Strafen-Stadt - auf sich hat.
„Kaugummikauen 10.000 S$ und/oder 2 Jahre Haft“
Wow. Das sind 6.300 Euro Strafe. Irre. Beim recherchieren über die strengen Gesetze in der Stadt wird mir ganz mulmig. Wollt ihr mal die Tops hören?
- Ausspucken oder öffentliche Toilette nicht spülen 1.000 S$ (=630 Euro).
- Nacktheit in einsehbarem Raum (als auch durchs Fenster sichtbar im Privatzimmer) bis 2.000 S$ (1.260 Euro).
- Zigarette auf die Straße werfen: 600 S$ (380 Euro)
- Graffittisprühen bringt neben Haft regelmäßig auch Auspeitschung mit sich.
Die Liste mit Strafen geht weiter mit Straße überqueren, Spucken und noch vielen (lächerlichen) Verboten mehr. Hier hab ich ein paar der obskursten Delikte gefunden. Keine Garantie übrigens, ob diese Infos noch aktuell sind.
Diese mittelalterlichen Strafen durch körperliche Züchtigung passen gar nicht zu unserem ersten Eindruck dieser hochmodernen Stadt, zu ihren Bewohnern, zur Skyline. Das einzige was darauf hindeutet sind die vielen Verbotsschilder, die wir alle paar Meter finden. Der Übeltäter weiß auch gleich immer, wieviel Strafe zu zahlen ist 😂
In Asien wird normalerweise die Straße dort überquert wo es halt grad geht. Zebrastreifen sucht man meistens eh vergeblich und wenns doch einen gibt hält sowieso keiner an.
Roland und ich haben doch schon einige asiatische Länder hinter uns und sind dementsprechend "alte Hasen" darin. Sogar in megahektischen Kreisverkehren in Vietnam haben wir es geschafft, einfach in den Verkehr zu laufen und unversehrt auf der anderen Seite rauszukommen. Aber in Singapur sind wir vorsichtig. Bei den hohe Strafen überlegen wir dreimal ob wir die Straße wirklich ohne Zebrastreifen überqueren sollen. Genauso bei den roten Ampeln. Wir wollen ja nicht ausgepeitscht werden oder sonstige mittelalterlicher Foltermethoden über uns ergehen lassen.
So benimmt man sich am Mittagstisch.
Mit der Rolltreppe fahren wir zum Foodcourt im Stadtviertel Thiong Baru. In gelber Farbe sind Fußabdrücke auf der Rolltreppe eingezeichnet, wo man zu stehen hat. Rechts an der Wand hängt eine Hinweistafel. Der Staat Singapur erklärt uns, wie man im Foodcourt richtig isst. Beim Essen bestellen schön in einer Reihe anstellen. Während dem Essen die Teller auf dem Tablett stehen lassen, damit wir die Tische sauberhalten. Das dreckige Geschirr wegräumen. Hände richtig waschen.
Sind wir hier in einem Ausspeisungssaal für schwer erziehbare Kinder gelandet? Nein, wir sind in einem Foodcourt in einem ruhigen Wohnviertel in Thiong Baru. Um uns sitzen Pensionisten, Anzugträger die gerade vom Büro kommen, Familien mit Kindern. Jeder schafft es, seine gebratenen Nudeln zu verspeisen ohne ein Desaster im Foodcourt zu hinterlassen.
Sind wir hier in einem Ausspeisungssaal für schwer erziehbare Kinder gelandet? Nein, wir sind in einem Foodcourt in einem ruhigen Wohnviertel in Thiong Baru. Um uns sitzen Pensionisten, Anzugträger die gerade vom Büro kommen, Familien mit Kindern. Jeder schafft es, seine gebratenen Nudeln zu verspeisen ohne ein Desaster im Foodcourt zu hinterlassen.
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Little India. Einer der zahlreichen Foodcourts in Singapur. |
Singapur erzieht seine Bürger. Uns wird gesagt, wo wir uns für die U-Bahn-Tickets anstellen müssen, auf welcher Seite des Gangs wir die U-Bahn zu verlassen haben. Wir müssen nicht mehr denken, Singapur weißt uns den Weg. Singapur liebt Schilder und Hinweistafeln. Hier müsste man Schilderproduzent sein 😉
Marina Bay Sands und Supertrees
Die ganzen Verbote passen zu dieser geordneten Stadt. Wir spazieren durch die Straßen, Hochhäuser und Shoppingmalls wechseln sich ab. Dazwischen Betonlandschaft, Verkehrs- und Verbotsschilder. Keine Graffitis, keine Konzertplakate. Keine Sticker zieren die Straßenlaternen wie man es aus jeder Stadt kennt. Der öffentliche Raum soll sauber bleiben. Kein Bewohner soll eine "Spur" hinterlassen.
Singapur erfreut uns mit seiner modernen Skyline, die vor allem Nachts wunderschön zu bestaunen ist. Die zwei bekanntesten Gebäude in Singapur sind wohl das Marina Bay Sands, ein riesiger luxuriöser Hotelkomplex mit einem wunderschönen Infinity-Pool am Dach. Wir haben mal kurz geschaut, was ein Zimmer für eine Nacht kosten würde. Ab 300 Euro geht's los. Wir haben das Singpore-Sling schlürfen im Infintiy-Pool auf ein andermal verschoben.
Stattdessen schauen wir uns nachts die Skyline von einer Craftbier-Brauerei aus an. Das coole daran, diese liegt im 33 Stock und bietet einen herrlichen Blick auf die Marina Bay. Als wir gerade mit einem Bier in der Hand die Aussicht genießen, geht plötzlich ein riesiges Feuerwerk über der Bay los. Danke Singapur, wir freuen uns auch, dass wir hier sind. Aber das wär jetzt echt nicht nötig gewesen 😂!
Stattdessen schauen wir uns nachts die Skyline von einer Craftbier-Brauerei aus an. Das coole daran, diese liegt im 33 Stock und bietet einen herrlichen Blick auf die Marina Bay. Als wir gerade mit einem Bier in der Hand die Aussicht genießen, geht plötzlich ein riesiges Feuerwerk über der Bay los. Danke Singapur, wir freuen uns auch, dass wir hier sind. Aber das wär jetzt echt nicht nötig gewesen 😂!
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Das Marina Bay Sands mit wohl einem der berühmtesten Infinity-Pools am Dach. |
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Kitschig, gell? Wildes Küssen ist in der Öffentlichkeit übrigens auch nicht gern gesehen in Singapur. |
Das zweite Highlight sind die "Supertrees". Diese futuristischen Konstruktionen aus Stahl und Beton sind Mammutbäumen nachempfunden. Von außen sehen die Supertrees aus wie vertikale Gärten. Sie dienen aber auch als Belüftungsschächte für die umliegenden Gewächshäuser, Regenwasserspeicher und teilweise als Stromlieferanten. Moderne Bäume sozusagen. Abends gibt es dort eine beeindruckende Lichtershow mit musikalischer Untermalung. Und das umsonst. Wir bekommen richtig Gänsehaut, als die Filmmusik von Inception durch die Lautsprecher tönt und die Bäume passend zur dramatischen Musik in schillernden Farbtönen zu leuchten und blinken beginnen. Diese Show ist definitiv eines unserer Highlights in Singapur!
„I am not a Shopaholic. I help the economy“
Singapur besteht gefühlt zu 80% aus Shopping-Centern. Wir spazieren die berühmte Einkaufsstraße „Orchard Road“ entlang. Es ist gerade Sale und auf der Straße macht man Werbung dafür. „I am not a Shopaholic. I help the economy“, steht auf einem rosa Plakat. Genial. Besser kann man es nicht beschreiben, was diese Stadt für einen Eindruck auf uns macht. Auf Platz zwei unserer Singapur-Slogans liegt „Shopping is cheaper than therapy“. Arbeiten um sich mehr leisten zu können lautet wohl das Motto.
Wir helfen auch der Wirtschaft Singapurs. Mit einem Friseurbesuch in Little India. Wie lässig bitte schaut Rolands Friseur aus? Hier werden einem noch in Anzug und Krawatte die Haare geschnitten. Sogar seine Haarspitzen hat er mit dem Friseursalon abgestimmt.
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Weg ist der Zottelbart |
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Nach anfänglichen Verständigungsproblemen bin ich den blonden Strähnchen noch entkommen die mir die Friseurin machen wollte. |
Halb so streng!?
Unser Fazit von Singapur: Da wir keinen einzigen Polizisten während unseres viertägigen Besuchs zu Gesicht bekommen haben, wirkt die Stadt bei weitem nicht so streng, wie sich die ganzen Verbote lesen. Wir haben trotzdem die Straße ein paar mal unerlaubt überquert, sind bei ein paar roten Ampeln drübergehuscht und bis dato sind wir nicht gestraft worden dafür.Beeindruckt hat uns, dass alles in den vier (!) offiziellen Sprachen angeschrieben ist. Der Stadtstaat ist ein Schmelztiegel aus Indern, Malayen, Chinesen und Expats aus der ganzen Welt. Für einen Besucher ergibt das eine interessante, abwechslungsreiche Stadt, auch wenn sie für meinen Geschmack etwas zu clean und geordnet ist.
Nach vier Tagen verabschieden wir uns frühmorgens von Singapur. Noch total verschlafen betreten wir um 5:00 Uhr früh den Flughafen und sind erstaunt, wie modern dieser organisiert ist. Alles läuft total smooth und automatisch: Selbstbedienungsschalter beim Tax-Refund (wir sind jetzt stolze Besitzer eine GoPro 😁), Check-In bei einem Automaten, Fingerabdruckscan für die Ausreise machen wir auch gleich selbst. Kein nerviges Anstellen. In 10 Minuten sind wir unser Gepäck los, haben unsere Bordkarten in der Hand und sitzen beim Starbucks zum Frühstückskaffee. „Es ist als würde man durch eine Wolke durchgehen bei diesem Flughafen“, meint Roland während wir auf unseren Flieger zurück nach Indonesien warten. Wenn nur alle Flughäfen so gut organisiert wären. Da können sich noch viele ein Stückchen von Singapur abschneiden.
Aja...
An diejenigen unter euch (@Gerald!) die sich noch an die Packliste am Anfang unserer Reise erinnern: Jetzt nach gut zwei Monaten ist es soweit. Unsere Wäscheleine ist zum ersten Mal im Einsatz. Die Vorhangstange hat zwar etwas gewackelt als wir die Leine gespannt haben, aber alles steht noch.
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