Tag #13: Ein letzter Blick zurück ins Manang-Tal
Boah, bin ich erschöpft! Die gestrige Wanderung hat acht Stunden gedauert: Rauf zum Tilicho Lake & wieder runter, weiter zu unserer Unterkunft in Shree Kharka. Wir waren permanent über 4.000 m, deswegen fühlte ich mich wie von einem LKW überfahren. Zum Glück war am heutigen Tag die Etappe um einiges kürzer und noch dazu wunderschön! Der Weg von Shree Kharka nach Yak Kharka führte über einen Bergrücken. Von diesem aus konnten wir einen letzten Blick in das beeindruckende Manang-Tal werfen.Wie der Name unseres heutigen Ziels (Yak Kharka) schon vermuten lässt,
kreutzten auch einige Yaks unseren Weg.
Tag #14: Der Tag vor der Passüberquerung
Heute standen vier To-Do's auf unserer Liste:1. Die kurze, 3-stündige Tagesetappe zum Thorung Phedi - Base Camp (4.520 m) wandern
2. Einen letzten Akklimatisierungsausflug vom Base Camp zum High Camp auf 4.880 m machen und dort oben einen Tee trinken
3. Die am wenigsten anstrengende Aufgabe: Unmengen von Kohlenhydrate essen, damit wir morgen für die Passüberquerung ordentlich Energie haben. Irgendwie kann der Körper diese Reserven dann auch am nächsten Tag abrufen - haben wir zumindest gelesen. Also her mit den Nudeln und Apple Pies!
4. Das letzte mal Gebetsmühlen drehen um für gutes Karma bei der Passüberquerung zu sorgen 😉
Tag #15: Mit Motivationsmusik & Snickers über den Thorung La Pass
Es ist 6:30 Uhr, die Sonne geht gerade auf und blitzt über die Bergkuppen drüber. Der Himmel ist glasklar, so wie man es sich für so einen Tag nur wünschen kann. Zu diesem Zeitpunkt stehen wir bereits am High Camp und haben den ersten, anstrengendsten Anstieg schon hinter uns. Seit einer Stunde sind wir unterwegs. Mindestens sieben Stunden reine Gehzeit stehen uns noch bevor bis zur heutigen Unterkunft in Muktinath. Schnell ein Foto knipsen, noch ein paar Kekse reinstopfen und einen kräftigen Schluck Wasser nehmen, bevor es weitergeht...Eine Stunde später sind wir schon auf über 5.000 m und ich hab das Gefühl mein Rucksack wiegt 100 kg. Meine Füße fühlen sich an wie Butter, es kribbelt als wären sie eingeschlafen. OMG, ich bin sooo müde und möchte einfach nur schlafen. Ich setze mich auf den Boden neben dem Wanderweg. "Scheiße was mache ich jetzt?" hab ich laut zu mir selbst gesagt..."ich muss über diesen sch*** Pass drüber!"
In diesem verzweifelten Moment haben mir drei Dinge geholfen:
1. Snickers. "Wenn dich der Hunger packt" ist ihr Werbespruch "...und du noch 500 Höhenmeter vor dir hast" würde ich noch hinzufügen. Obwohl ich sonst eigentlich nie Snickers esse, habe ich es zu lieben gelernt auf dem Trek. Es ist DIE Geheimwaffe, möchte man als Hobby-Wanderer so verrückte Sachen machen wie einen 5.400 Meter hohen Pass überqueren.
2. Motiviationsmusik - muss ich nicht weiter erklären oder?
3. Ein paar schwere Sachen von meinem Rucksack sind in Rolands gewandert, aber das muss man jetzt nicht an die große Glocke hängen 😁
Also Snickers essen, Kopfhöhrer rein & Lieblingsplaylist an und los gings!
Immer wieder kamen uns bunt geschmückte Ponys entgegen, die man für die Passüberquerung mieten kann. Ratet mal was das kostet? 200 US-Dollar. Tja, die Nepalesen haben ein profitables Business hier heroben eingerichtet. Ponyreiten ist aber bei unserer Reisekasse definitiv nicht drinnen und dank unseres großen Ehrgeizes konnten wir der Versuchung widerstehen 😁
Hinter jeder Bergkuppe haben wir den Pass vermutet, aber es kam nur immer wieder eine neue Kuppe zum Vorschein. Unsere Geduld und Nerven wurden auf eine harte Probe gestellt. "Just 20 minutes left" haben irgendwann entgegenkommende Bauern gesagt, die ihre Ponys vorbeigeführt haben. Oh Mann, bei unserem Schneckentempo dauert das sicher noch eine Stunde haben wir uns gedacht und die Musik noch etwas lauter gedreht.
Dann plötzlich dreht sich Roland zu mir um. An seinem fetten Grinser erkenne ich, dass wir dasein müssen. Schnell gehe ich die letzten paar Schritte, bis ich die ersten bunten Gebetsfahnen hinter dem Hügel hervor blitzen sehe. WIR HABEN ES GESCHAFFT. WIR HABEN DEN PASS ERREICHT. Wir können es gar nicht glauben. Überglücklich fallen wir uns in die Arme.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, so erleichternd, so erfüllend. Wir freuen uns so sehr, hier oben zu sein. So oft haben wir Fotos vom Pass gesehen, Berichte von der Passüberquerung gelesen. Und jetzt stehen wir selbst heroben, sehen mit unseren eigenen Augen die vielen bunten Gebetsfahnen die das Pass-Schild schmücken. "Congratulations for your Success" steht am Schild. Jawohl, darauf können wir stolz sein!
Alle Strapazen und Entbehrungen der letzten Tage sind vollkommen vergessen. Die Stimmung am Pass ist voll euphorisch. Es macht total die Freude die anderen Trekker zu beobachten, wenn sie die letzten paar Meter auf den Pass zugehen. Jeder hat einen richtig fetten Grinser im Gesicht und lacht. Alle Trekker gratulieren sich - es ist einfach herrlich!
Viereinhalb Stunden waren wir bis zum Pass unterwegs. Danach kam der Abstieg, von 5.416 m ging es runter bis nach Muktinath auf 3.760 m. Voller Glücksgefühle wanderten wir durch eine karge Wüstenlandschaft bis wir nach vier Stunden (und dem zweiten Snickers an diesem Tag) schließlich in der Zivilisation landeten. In Muktinath gibt es Strom, warmes Wasser und Internet - alleine das war für uns schon etwas besonderes!
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"Wir haben es geschafft." Das haben wir uns während des Abstiegs immer wieder gesagt, weil wir es einfach nicht glauben konnten. |
Zurück in der Zivilisation, war in der Tempelstadt Muktinath an diesem Abend der "place to be" ganz eindeutig die "Bob Marley-Bar". Alle Trekker gingen dorthin, außerdem war es auch die einzige Bar 😆 Die Stimmung war super ausgelassen im Lokal. Wir haben uns das erste Bier auf diesem Trek vergönnt, denn in großer Höhe soll man Alkohol meiden. Ihr könnt euch vorstellen wie gut das geschmeckt hat, noch dazu nach so einem aufregenden Tag! Ein Reggae-Song nach dem anderen wurde gespielt, jeder war noch voller Endorphine von der Passüberquerung. Mit Bier, einem superguten Yak-Burger und dem Wissen, dass es ab jetzt nur mehr bergab geht, haben wir diesen einzigartigen Tag ausklingen lassen.
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Der Blick von Muktinath zum Dhaulagiri. Mit seinen 8.167 m ist er der siebthöchste Berg der Welt |
Tag #16: Frühlingserwachen
Wir konnten es noch immer nicht glauben, dass wir den Pass überquert haben und nicht mehr bergauf gehen müssen. Gestern früh sind wir bei eisiger Kälte und Schnee aufgebrochen und jetzt stehen wir mitten im Frühling. Um uns sind blühende Äpfelbäume, saftig grüne Terrassen, es riecht so richtig nach Frühling. Wir genießen die warme Sonne auf unserem Gesicht und können gar nicht genug davon kriegen.Dicken Schal, Handschuhe & Co brauchen wir nun wahrscheinlich auch so schnell nicht mehr. Daher wollten wir diese verschenken. Auf unserem Weg nach Kagbeni durchqueren wir ein mittelalterlich wirkendes Bergdorf. Überall lag Stroh und Tierkot. Roland knipste gerade ein Foto von einem Mädchen das aus einem Fenster herausguckte, so als würde sie nur darauf warten, fotografiert zu werden. Da es immer ein bisschen dauert, bis Roland das Motiv im Kasten hat, kam der Vater der Kleinen heraus. Er konnte ein bisschen Englisch und erzählte uns ganz stolz, wieviele Kinder er hatte und wie alt sie sind. Wir packten die Gelegenheit beim Schopf und haben ihn gefragt, ob er einen warmen Schal und Handschuhe brauchen kann. "YES" hat er gesagt. Voller Freude hat er sich Rolands Schal gleich umgehängt und seinen ältesten Sohn gebeten, uns den Weg bis zum nächsten Bergdorf zu zeigen, da dieser nicht so leicht zu finden war. Der Mann hat sicher sehr über die warmen Sachen gefreut und wir haben uns gefreut, dass unser Rucksack ein paar Gramm leichter ist.
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Der 12-jährige Bub hat uns zum nächsten Bergdorf begleitet. Als Dankeschön haben wir ihm unser letztes Snickers geschenkt 😁 |
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In der grünen Oase Kagbeni verbrachten wir unsere letzte Nacht am Annapurna-Circuit |
Hier noch ein paar Momente die wir bei unserem Spaziergang durch Kagbeni eingefangen haben...
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"Tschoklat! Tschoklat!" hat der kleine Bub gerufen als er auf mich zugerannt kam. Leider ging unser letztes Snickers schon an den Kollegen von oben... |
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Dürfen wir vorstellen? Dolly das Schaf. Zu Beginn des Fotoshootings war sie noch etwas schüchtern und hat sich immer versteckt |
Tag #17: Gegen den Wind nach Jomson
Unser letzter Tag am Trek. Im Kali-Gandaki-Tal ziehen ab 11:00 Uhr sehr starke Winde auf, was wir am Vortag bereits am eigenen Leib erfahren haben. Nochmal wollten wir nicht vom Wind verblasen werden, also brachen wir bereits um 8:00 Uhr auf, um die letzten Stunden am Trek noch genießen zu können. Hat nicht so geklappt wie wir es uns vorgestellt haben, ab halb 10 gings los mit dem Wind. Also Augen zusammenkneifen, Schal um den Mund und in leicht vorgebeugter Haltung gehen, bis wir schließlich unser letztes Ziel Jomson erreicht haben.
Hier beendeten wir den Annapurna Circuit. Man könnte auch noch einige Tage weiter wandern, aber wir wollten noch ein paar Tage in Pokhara verbringen.
Hier beendeten wir den Annapurna Circuit. Man könnte auch noch einige Tage weiter wandern, aber wir wollten noch ein paar Tage in Pokhara verbringen.
Eine 11-stündige Fahrt im Techno-Jeep
In Jomson organisierten wir uns einen Jeep nach Pokhara. Mit ein paar supernetten, gesprächigen Franzosen und Russen ging die Fahrt los. Es waren zwar nur 158 km, aber gedauert hat die rüttelige Fahrt ganze 11 Stunden (in Worten ELF Stunden!!!). Also eigentlich haben wir uns wie bei einer Autodrom-Fahrt am Prater gefühlt, da unser Fahrer eine Vorliebe für laute Nepali Techno-Musik hatte. Und er zählt nicht zu den Menschen, die das für eine Stunde hören und dann auf was ruhigeres wechseln, nein. Ganze elf Stunden wurden wir durchgeschüttelt und mit seiner Techno-Lieblingsplaylist in Disko-Lautstärke beschallt. Jawoooiiii, volle Pulle! Beim Mitsingen mit David Guetta verging die Zeit wenigstens etwas schneller - who's that chick, who's that chiiiickkk.In Pokhara sind wir dann wirklich im Prater oder besser gesagt in "Disneyland" gelandet. Dieser ansehnliche Vergnügungspark hat seine Zelte direkt vor unserem Balkon aufgeschlagen. Was soll man sagen, sieht auf dem Foto nicht laut aus, wars aber. Gekreische und Diskopumpe. Komisch, auf booking.com war vom Park nichts zu lesen oder zu sehen.
Besser hätten wir unsere Weltreise nicht starten können...
Vor unserer Abreise waren wir uns unsicher, ob so eine intensive Wanderung der richtige Start für unsere Reise ist....Schaffen wir das überhaupt?! So viele Stunden gehen jeden Tag, mit schwerem Gepäck und die Höhenluft noch dazu??! Diese und zig andere Bedenken schwirrten in unserem Kopf herum. Jetzt können wir sagen: Es war die absolut richtige Entscheidung. Jeder hart erkämpfte Höhenmeter war es sowas von Wert, da es für uns beide eine einzigartige und auch komplett neue Erfahrung war. Wir durften so eine traumhafte Bergkulisse und Natur bewundern, so viel von einem wunderbaren Land und seinen einzigartigen Menschen sehen. Es ist so ein bestärkendes Gefühl, diese große "Challenge" am Beginn unserer Weltreise gemeistert zu haben. Wir freuen uns schon auf die vielen Wanderungen, die dieses Jahr noch folgen werden...P.S: die Franzosen im Jeep haben uns schon sehr vom Wandereldorado Patagonien vorgeschwärmt 😉
Pokhara - Chillen, chillen und nochmal chillen
Es hat angenehme 25° und die Sonne scheint während wir in Flip-Flops gemütlich die Seepromenade entlang spazieren. Eine gemütliche Bar reiht sich an die nächste. "Die schaut lässig aus!" - "Passt, die nehmen wir". In den gemütlichen Rattan-Sesseln haben wir die Promenade im Blick und können einfach nur das ruhige Treiben beobachten...die Menschen und Kühe die vor uns vorbeigehen während wir zufrieden unsere kühlen Getränke schlürfen.
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Danach ging es noch für zwei Tage nach Kathmandu wo wir noch ein bisschen Sightseeing nachgeholt haben. Am letzten Abend haben wir uns nochmal mit Bo und Marco getroffen, was ein sehr schöner Abschluss war.
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Ein letzte Blick zurück von Pokhara aus auf die Annapurna Gebrigskette |
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